Auch in Teil 2 „Leben am Limit“ haben die Bewohner der Hochmooren Einiges auf Lager, um den extremen Lebensraumbedingungen zu trotzen.
Strategie Nr. 2 – „Zusammenarbeit – Symbiose“
Eine Strategie der Kooperation verfolgen die Zwergsträucher. Dazu zählen das Heidekraut (Calluna vulgaris), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die winzige Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea).
Sie arbeiten mit Partnern zusammen und erschließen sich gemeinsam die wenigen Nährstoffquellen ihres kargen Lebensraumes. Die Pflanzen gehen eine Symbiose mit Pilzen ein. Diese Art der Symbiose nennt man Mykorrhiza (altgriech. mykes -Pilz, rhiza – Wurzel). Während die Pilze Meister darin sind mit ihren Hyphen (fadenförmige Zellen) Nähr- und Mineralstoffe aus kleinsten Bodenporen aufzunehmen, erzeugen die Pflanzen Nährstoffe mit Hilfe der Photosynthese.
Die Mykorrhiza-Pilze umschließen das Wurzelgeflecht der Pflanzen mit ihrem Mycel (Hyphen-Geflecht), dringen in die Pflanzenzellen ein und versorgen sich mit Zucker aus der Photosynthese. Die Zwergsträucher ihrerseits entziehen dem Pilz bei dieser Verbindung Phosphat und Stickstoff. Ist das Verhältnis von Geben und Nehmen ausgewogen, profitieren beide Partner und können die Ressourcen der Hochmoore optimal nutzen.
Strategie Nr. 3 – „Lebensraumgestaltung“
Pflanzen als Gärtner? Ja, auch die Pflanzen gärtnern und das sehr erfolgreich. Sie haben einen grünen Daumen. Im Hochmoor allen voran die Torfmoose (Sphagnen ssp.).
Die unscheinbare Moosfamilie hat es in sich. Kaum wenige Zentimeter groß gestalten sie hektarweise Lebensraum.
Wie ihnen das gelingt? Mit Chemie und Ausdauer.
Torfmoose gehören zu den Torfbildnern im Moor. Sie wachsen zeit ihres Lebens nach oben zum Licht während die unteren Teile absterben. Sie besitzen also keine Wurzeln und sind nicht im Boden verhaftet. Ihre abgestorbenen Bestandteile werden im Laufe der Jahrhunderte durch die aufwachsende Masse verdichtet und unter den feuchten, sauerstoffarmen Bedingungen im Moor entsteht Torf (siehe Moorportrait Januar 2019).
Wie aber schaffen es die Winzlinge ganze Moorlandschaften zu überziehen? Sie haben sich an die sauren Bedingungen der Regenmoore angepasste und versauern den Lebensraum aktiv weiter, so dass höhere Pflanzen damit nicht zurechtkommen.
Die Torfmoos können in ihren Zellen das bis zu 20-fache an Wasser aufnehmen und entziehen dem Regenwasser dabei mitgeführte Nährstoffe. Durch eine bestimmte Ausgestaltung ihrer Zellmembrane sind Torfmoose zum Ionenaustausch in der Lage. Sie binden Kationen z.B. Calcium aus dem Niederschlagswasser und geben dafür Wasserstoff-Ionen ab.
Dieser Ionen-Austausch führt zu einer Absenkung des ph-Wertes im Moorwasser und damit zu einer Standortdegradierung für die meisten Konkurrenten.