Wie schon im Monatsportrait Januar 2019 („Moore-Kinder der Eiszeit“) dargestellt sind Hochmoore (Regenmoore) extreme Lebensräumen, die ihren Bewohnern Einiges an Anpassung abverlangen.

Die vorkommende Tier- und Pflanzenwelt hat daher erstaunliche Tricks auf Lager, um mit Nährstoff- und Sauerstoffarmut, hoher Temperaturschwankung, dauerhafter Vernässung und saurer Bodenreaktion fertig zu werden.

Strategie „Jagen“

Wahre Meister in der Verwertung von Ressourcen sind Fleischfressende Pflanzen (Karnivoren). Im sauerstoffarmen und meist wassergesättigten Milieu der Hochmoore bilden Pflanzen meist kein kräftiges Wurzelsystem. Organisches Material wird nur unzureichend mineralisiert und reicht nicht für die Versorgung. Für kräftiges und robustes Wachstum also nicht die besten Vorrausetzungen. Daher optimiert diese Pflanzengruppe, begleitend zur Photosynthese, ihre Energieversorgung durch das Abfangen von Tieren.

Wie das geht, ohne sich vom Fleck zu bewegen? Durch das Aufstellen von Fallen.

Im Hochmoor sind das z.B. der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) und der Kleine Wasserschlauch (Utricularia minor). Beide zählen zu den bedrohten Arten, da sich ihr Hauptvorkommen im stark gefährdeten Lebensraum Moor befindet.

Der winzige, dicht am Boden sitzende Sonnentau „stellt“ dabei Klebefallen auf, an denen die Insekten haften bleiben. Dazu produziert er an seinen Blattrosetten klebrige Tröpfchen, die auf beweglichen Drüsenhaaren sitzen. Bleibt ein Insekt hängen, schließen sich zunächst die Härchen und dann das gesamte Blatt. Mit Hilfe spezieller Verdauungsenzyme wird das Insekt in Aminosäuren aufgelöst und verdaut. Innerhalb weniger Stunden verteilt die Pflanze die aufgespaltenen Nährstoffe in ihre Blatt- und Wurzelorgane.

Der aquatisch lebende Wasserschlauch verfolgt als Einziger eine andere Strategie. Er fängt die Insekten aktiv als „Lauerjäger“ mit Hilfe winziger Saugfallen. An seinen frei im Wasser schwebenden Sprossen (Stolone) sitzen winzige Bläschen/Schläuche an deren Enden kleine Borsten sitzen. Berührt z.B. ein Wasserfloh, angelockt durch speziell produzierte Duftstoffe, die Borsten öffnet sich durch den mechanischen Reiz das Bläschen blitzartig, saugt den Floh durch Unterdruck in sein Innerstes und verschließt sich wieder. Dieser Bewegungsablauf geschieht innerhalb von zwei Millisekunden und gehört damit zu den schnellsten im Tier- und Pflanzenreich.

Auch hier zersetzen Verdauungsenzyme den Organismus in verwertbare Nährstoffe, die dem Wasserschlauch ein Überleben in sauren und nährstoffarmen Moorgewässern ermöglicht.