Da blüht’s doch!

Wer kennt sie noch? Die blütenreichen Wiesen der Tallagen mit Margeriten, Wiesen-Glockenblumen, Wiesen-Salbei, Wiesen-Bocksbart und mit ihren feinen Gräsern wie Glatthafer und Zittergras.

Botanisch gesehen gehören sie zum Wirtschaftsgrünland zu den Fett- und Glatthaferwiesen und zählen mit bis zu 50 Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands.

Sie bilden in verschiedenen Ausprägungen die typische Wiesengesellschaft ein- bis zweischüriger Wirtschaftswiesen auf wenig gedüngten, feuchten bis frischen, mineralischen Böden.

Witwenblume

Witwenblume

Hier können sie ihre ganze Pracht entfalten, da sie nicht von konkurrenzstarken, schnellwachsenden Arten wie Weidelgras oder Löwenzahn verdrängt werden.

Im Gegensatz zur schnellwachsenden Löwenzahnwiese zieren hier vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst Blüten z.B. von Wiesen-Schaumkraut, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Salbei und Witwenblume, sowie filigrane Gräser die Fläche.

Das ist nicht nur für den Betrachter eine Augenweide, sondern vor allem „Weide“ und Lebensraum für zahlreiche Tierarten, die früher einmal häufig waren. Heute sind viele nur noch selten zu sehen und stehen teilweise auf der Roten Liste.

Schwalbenschwanz2

Schwalbenschwanz

Dazu zählen z.B. Aurora-Falter, Schachbrettfalter, Schwalbenschwanz, zahlreiche Wildbienen und Hummeln, Feld-Grille, Warzenbeißer, Zauneidechse und Blindschleiche

Zahlreiche Vogel- und Säugetierarten ernähren sich wiederum von den Insekten und sind auf diese Nahrungsquelle angewiesen.

Traditionell wurden und werden diesen Flächen als Heu-Wiesen genutzt und erst spät im Sommer gemäht, dadurch haben Tier und Pflanze Zeit ihren Entwicklungszyklus abzuschließen.

Nach der ersten Mahd im Sommer erfolgt eine Zweitblüte im Spätsommer, welche vor allem die Energiereserven für den Winter füllt.

Da früher Heu und frisches Gras die Hauptfuttermittel in den Viehställen waren, bildeten diese Wiesen prägende Grünlandbestände und boten neben ihrem Nutzwert wertvolle, artenreiche Lebensräume.

Im Zuge intensiver Vielschnittbewirtschaftung mit häufigen Düngegaben prägen heute artenarme, schnellwachsende Grünlandgesellschaften das Bild. Standorte an Hängen und Böschungen hingegen werden oft gar nicht mehr bewirtschaftet oder nur gemulcht. Öffentliche und private Grünflächen werden ebenfalls überwiegend zu häufig gemäht bzw. gemulcht.

Als einer der meist bedrohten Lebensräume Deutschlands wurde daher die Glatthaferwiese 2019 zur Pflanzengesellschaft des Jahres gewählt.

Was tun?

Vom Menschen angelegte Blühflächen mit einjährigen Gartenblumenmischungen erhöhen zwar das Nahrungsangebot können aber nicht als Ersatzlebensraum für die Lebensgemeinschaften der extensiven, artenreichen Grünlandgesellschaften mit heimischen Wildblumen dienen.

Dazu sind der Erhalt und die Wiederherstellung extensiver Wiesen in der freien Landschaft durch Düngeverzicht, 1-2 maligen Schnitt und eventuell Initialsaat mit standorttypischem Saatgut heimischer Arten nötig.

Auch im öffentlichen und privaten Bereich gibt es so die Möglichkeit Wiesenlebensräume an geeigneter Stelle zu erhalten und zu schaffen.